Deutsch-asiatische Kooperation

Gemeinsame Sprache

Dank umfassender Konjunkturprogramme hat sich Asien relativ gut von der Weltwirtschaftskrise erholt. Vertreter asiatischer und europäischer Regierungen diskutierten Anfang Oktober in Berlin über neue Chancen und Möglichkeiten für die Zusammenarbeit. Deutlich wurde: Gemeinsames Handeln ist wichtiger denn je, Protektionismus hilft nicht.

Die Länder Asiens haben viel getan, um die verheerenden Folgen der Krise abzuschwächen: China hat für Konjunkturmaßnahmen 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aufgewendet, Thailand als Spitzenreiter sogar 22 Prozent – in Deutschland waren es nur 2,6 Prozent. Dass die Regierungen so schnell und umfassend reagiert haben, nutzt am Ende allen. Denn heute sind die Wirtschaften eng miteinander verknüpft. 50 Prozent der ASEAN-Exporte gehen in die EU. Also sei keine Distanzierung von der Krise möglich, sagte Aladdin D. Rillo vom ASEAN Sekretariat.

„Die schnelle Erholung Asiens ist natürlich auch für Deutschland gut, dadurch gibt es mehr Handel und Aufträge“, sagte Ingrid-Gabriela Hoven vom Bundesminis­terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Sie erinnerte aber auch daran, dass zwei Drittel der absolut armen Menschen auf dieser Erde in Asien leben und dass viele Menschen zurück ins Elend gefallen sind.

Die Bundesrepublik unterstützt asiatische Regierungen bei der Entwicklung in verschiedenen Bereichen. Dazu gehören nachhaltige Wirtschaftsweisen, das Mikrofinanzwesen und die soziale Sicherung – 80 Prozent der Menschen in Asien haben keine Krankenversicherung, zwei Drittel keine Rente.

„Vieles kann nur gemeinschaftlich gelöst werden“, sagte Hoven, „und dafür brauchen wir ein kooperatives Weltmodell.“ Auch das habe die Krise wieder bestätigt.

Aus Sicht von Charivat Santaputra, dem thailändischen Botschafter in Berlin, hat der G20-Gipfel gezeigt, dass mehr Regulierung nötig ist. Besonders wichtig sei die Kooperation in den Bereichen Energie und Mobilität. „Wir alle müssen ökologischer werden.“ Die europäische und besonders die deutsche Wirtschaft sollten „grüne Allianzen“ mit asiatischen Ländern schaffen.

„Die Krise hat im Westen begonnen, weil die globale Finanzregulierung nicht funktioniert hat“, betonte dagegen der ­indische Botschafter Sudhir Vyas bei der ­Podiumsdiskussion zum Auftakt der von InWent organisierten 7. Asien-Pazifik-­Wochen in Berlin. Die entscheidende ­
Frage sei jetzt, was man tun könne, um ähnliche Katastrophen künftig zu verhindern.

Einen Vorschlag dazu hat Santosh Kumar vom Indian Council for Research on International Economic Relations (ICRIER): „Wir brauchen international einen stabilen Mechanismus für Welthandel und eine Umstrukturierung der globalen Wirtschaft.“ Dazu gehörten auch institutionelle Reformen – nicht nur der Bretton-Woods-Institutionen, sondern auch der informellen Gremien wie der G7 oder der G20.

Auch der ASEAN-Beamte Rillo hält grenzüberschreitendes Krisenmanagement für nötig. Dabei gehe es unter anderem um
– die bessere Einschätzung von Risiken,
– neue Regulierungsmechanismen,
– gemeinsame Reservefonds und
– regionales Wirtschaftsmonitoring.

Derlei sei nicht zuletzt nötig, um ­ge­eignete Rahmenbedingungen für Banken zu schaffen. Vor allem aber, so Rillo, müsse ein Geist der Zusammenarbeit entstehen: „Wir brauchen eine gemeinsame Sprache, eine gemeinsame Stra­tegie.“

Das liegt auch Rüdiger Freiherr von Fritsch vom Auswärtigen Amt (AA) am Herzen – und zwar besonders mit Blick auf den Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember: „Es bedarf jetzt klarer Aussagen, wer wie beiträgt.“ Die Industrieländer müssten als Pioniere vorangehen.

Von Fritsch sieht Asien als den dy­na­mischsten Wirt­schafts­raum der Welt, weshalb die Kooperation für Europa besonders wichtig sei. Von Fritsch erinnerte in Berlin daran, dass Innovationen der Kern des Wachstums sind und dass bessere Investitionsmöglichkeiten allen Seiten dienen. Außerdem verglich er die ASEAN mit der EU, die den Nutzen der regionalen Integration bewiesen habe.

Eleonore von Bothmer

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