Medienerziehung

Wie man ein kritischer Medienkonsument wird

Soziale Medien sind ebenso wie Community Medien abhängig von aktiver Teilnahme. Deswegen ist es wichtig, Jugendlichen beizubringen, ethisch verantwortliche Medien zu produzieren und Medien auch kritisch zu konsumieren. Die „Media and Information Literacy Learning Initiative“ in Namibia hilft dabei.
Eröffnung der Milli*-Sommerschule 2017 in Windhuk, Namibia. H. Lesch Eröffnung der Milli*-Sommerschule 2017 in Windhuk, Namibia.

Wir leben in einer Welt, die sich schnell verändert. Globale Medien bieten Möglichkeiten, mit Lesern in der ganzen Welt zu kommunizieren. Innerhalb weniger Sekunden können Nachrichten Millionen von Menschen erreichen. Dank Internet haben junge Leute mehr Zugang zu sehr unterschiedlichen Medien.

Aber was nutzt uns das, wenn wir die Inhalte nicht wirklich entschlüsseln können, da wir nicht wissen, wer hinter den Medien steht? Wenn wir nicht wissen, wie wir Medien verantwortlich nutzen können? Weil wir nicht aktiv teilnehmen und die Potenziale des Internets so nicht voll ausnutzen? Aller Fortschritt und Medienentwicklung können uns nur nutzen, wenn wir Medien analysieren und damit umgehen können.

Namibia hat viele Medienhäuser und gute Journalisten und genießt Pressefreiheit. 55 Prozent der Einwohner sind jünger als 25 Jahre. Sie werden die Zukunft des Landes gestalten. Den meisten namibischen Jugendlichen wird aber keine Medienethik und Medienkompetenz (Media and Information Literacy – MIL) vermittelt.

Eine Initiative will das ändern. Die „Media and Information Literacy Learning Initiative“ (Milli*) wurde 2016 von dem „Media Arts Technology Studies“ (MATS-)Programm des College of the Arts in Windhuk, Namibias Hauptstadt, gegründet. Milli* wird von der Deutsche Welle Akademie unterstützt. Das Ziel besteht darin, die namibische Gesellschaft medienkompetent zu machen. Milli* bildet lokale Trainer aus, die ihr neugewonnenes Wissen und Erfahrung in Projekten in ganz Namibia weitergeben. Joost van de Port, der Leiter des MATS-Programms, sagt, dass Milli* darauf abzielt, jungen Namibiern Medienkompetenz beizubringen. Darin bestünde ein dringender gesellschaftlicher Bedarf.

Als eine nichtkommerzielle Initiative hängt Milli* von einem Netzwerk von Partnern ab, einschließlich Community-Radios und zivilgesellschaftlicher Organisationen auf lokaler Ebene, wie vom National Youth Council of Namibia, dem National Institute for Educational Development, dem Erziehungsministerium und dem Ministerium für Information und Kommunikationstechnologien. Die Initiative organisiert unter anderem eine jährliche Milli*-Sommerschule, einen zehntägigen Workshop in Windhuk. Die Zielgruppe sind motivierte junge Leute aus dem ganzen Land.

Founa Kazongominja nahm letztes Jahr daran teil. Sie ist ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Base FM, einem Community-Radio. Sie sagt: „Die Milli*-Sommerschule hat mich auf meine Rolle als MIL-Jugendtrainerin vorbereitet.“ Danach organisierte sie „ein Jugend-Musikprojekt“ für acht Journalisten und Radiomoderatoren bei Base FM. Ihre Botschaft lautete, dass es wichtig sei, der Musik genau zuzuhören, um die Relevanz des Songs zu erkennen. „Wenn wir wollen, dass die Musik sich positiv auf die Zuhörer auswirkt, dann müssen wir auf die Message achten, die jeder Song transportiert“, erklärt Kazongominja. Die Musik solle die Zuhörer nicht nur unterhalten, sondern zu einer öffentlichen Debatte motivieren.

In der Milli*-Sommerschule lernen die Teilnehmer, unterschiedliche Medienbotschaften kritisch zu analysieren. Relevante Punkte sind dabei, die Informationsquelle zu identifizieren und entscheidende Fakten zu erkennen, wie etwa die Namen, Orte und Daten. Diese Dinge können – und sollen – geprüft werden. Teilnehmer bekommen außerdem die Möglichkeit, hochwertige Medieninhalte zu produzieren, so dass sie später andere Jugendliche unterrichten können.

„Nach dem Lehrgang habe ich erst begonnen, richtig Radio zu hören“, sagt Farah Judith Isaacs, eine Teilnehmerin der Sommerschule. Sie achtet jetzt auch darauf, welche Bilder sie in den sozialen Medien teilt, weil sie sich jetzt „bewusst ist, dass unterschwellige Messages darin enthalten sein können“.


Lehrer ausbilden

Der Milli*-Zertifikats-Kurs bildet Leute aus Jugendorganisationen und Medienhäusern aus. Sie kennen bereits die Grundlagen von MIL und werden selber Milli*-Trainer. Sie müssen acht Module über einen Zeitraum von zwei Jahren abschließen, was sie befähigt, verschiedene Arten von MIL-Projekten für unterschiedliche Zielgruppen zu organisieren.

Der Zertifikats-Kurs begann mit einem ersten Modul im April 2017 mit einer Kerngruppe von 15 Teilnehmern für die Pilotphase. Olivia Ebas, eine der Teilnehmerinnen, arbeitet für die Omaheke-Regionalbücherei in Gobabis und nutzt ihre neuen Fertigkeiten bereits. „Ich habe in meiner Bibliothek einen Medienkompetenz-Club für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren gestartet“, erzählt sie. „Ich nutze meine neuen Kenntnisse für die Inhalte und Ausbildungsmethoden für diesen Medienclub.“

Ebas nahm an der Sommerschule 2016 teil und ist nun ein Mitglied des Milli*-Stiftungsrates. „Diese Initiative hat mich persönlich sehr weitergebracht. Ich habe nun ein besseres Verständnis von Medienkompetenz in Namibia und der Welt“, sagt sie. Andere Milli*-Alumni sind ebenso enthusiastisch. Deonerica Kuhlmann, eine ausgebildete Trainerin, meint, Milli* sei „nicht nur eine Initiative: Es ist eine Bewegung, ein Gefühl, eine FaMilli*.“


Julia Odoj ist Koordinatorin bei der Media and Information Literacy Learning Initiative (Milli*). Sie lebt in Windhuk, Namibia.
coordinator@milli.edu.na


Links

Media and Information Literacy Learning Initiative (Milli*)
www.milli.edu.na

Milli* Facebook page:
www.facebook.com/millinamibia/
 

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