Minor International

Wie die Pizza nach Thailand kam

Minor International (MINT) mit Sitz in Thailand ist eins der größten Hotel- und Gastronomieunternehmen im asiatisch-pazifischen Raum. Sein Umsatz lag 2014 bei mehr als 100 Millionen Dollar. MINT arbeitet mit bekannten internationalen Marken zusammen, entwickelt aber auch eigene Marken.
Minor International veranstaltet jedes Jahr ein Elefantenpoloturnier in Thailand als Fundraising und Werbung für seine Elefantenprojekte. kd Minor International veranstaltet jedes Jahr ein Elefantenpoloturnier in Thailand als Fundraising und Werbung für seine Elefantenprojekte.

1978 gründete William Heinecke Minor, um die Royal Garden Resorts im thailändischen Badeort Pattaya zu betreiben. Er war damals erst 29 Jahre alt.

Heute hat das Unternehmen drei zentrale Geschäftsbereiche: Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel. Es besitzt und betreibt mehr als 120 Luxushotels in Thailand; dazu kommen 22 weitere in anderen Ländern Asiens, Afrikas und in Australien. Einige der Hotels werden unter Markennamen wie Marriott, Four Seasons oder St. Regis geführt. MINTs eigene Marke heißt Anantara.

Die Gaststättensparte betreibt 1700 Restaurants in 18 Ländern. Unter den Marken sind Pizza Company, Thai Express, Coffee Club und Riverside & Courtyard. Im Einzelhandel vertreibt MINT globale Marken wie Esprit, Gap und Tumi auf dem thailändischen Markt. Seinen Erfolg in allen Geschäftsbereichen verdankt Heinecke unter anderem der Tatsache, dass er stets auf eine hohe Qualität bei Service und Produkten gesetzt hat.

Durch Partnerschaften, Zusammenschlüsse und Übernahmen ist MINT zu einem globalen Player im Hotelgewerbe geworden. In Dubai etwa startete die thailändische Firma zusammen mit dem staatlichen Immobilienunternehmen Nakheel die Hotel- und Resortkette Avani. 2011 kaufte sie die australische Hotelmarke Oaks. Und in Ostafrika gehört ihr Elewana Collection.


Öffentliche Stimme

Der in den USA geborene MINT-Chef Heinecke ist inzwischen 66 Jahre alt. Seit 1991 hat er die thailändische Staatsbürgerschaft. Er lebt seit seiner Jugend in dem südostasiatischen Land: Sein Vater arbeitete im Auswärtigen Dienst der USA, seine Mutter war AsienKorrespondentin der Zeitschrift Time.

Heinecke mischt sich in öffentliche Debatten ein und findet Gehör in politischen und in Wirtschaftszirkeln. Nach dem Militärputsch 2014 empörte er sich darüber, wie westliche Regierungen und Medien Thailand darstellten. In einem offenen Brief kritisierte er unter anderem, dass die negative Berichterstattung dem Tourismus schade – einer Branche, von der nicht nur Heinecke, sondern viele Thailänder leben. „Panikmache“ helfe vielleicht, Zeitungen zu verkaufen und Fernsehzuschauer anzuziehen, schrieb er, sie beeinflusse aber auch die Reisewarnungen von Ländern weltweit und habe „katastrophale Folgen“ für den Tourismus. Heinecke betonte: „Thailand ist nicht nur mit politischen Herausforderungen konfrontiert, sondern auch mit den Auswirkungen übertriebener Medienberichte, die ein verzerrtes und unrealistisches Bild von der Situation im Königreich zeichnen.“

Für seinen Brief erntete Heinecke nicht nur Applaus. Kritiker warfen ihm vor, die Sichtweise des Bangkoker Establishments übernommen zu haben. Andere beschuldigten ihn, die Machtübernahme durch das Militär zu rechtfertigen.


Langer Weg zum Erfolg

Nicht immer lief für MINT alles rund. 1999 legte sich die Minor Hotel Group (MHG) mit der Investmentbank Goldman Sachs an. Goldman wollte Immobilien im Bangkoker Innenstadtbezirk Radchadamri kaufen, die MINT nutzte. Aufgrund seiner guten Kontakte und Insiderkenntniss konnte Heinecke die Besitzer davon überzeugen, dass das Land zu wertvoll ist, um in den Händen von Ausländern zu landen. Goldman konnte nur 41 Prozent kaufen und veräußerte diese schließlich an MHG. Auf dem Grundstück steht Minors wichtigstes Hotel, das Anantara Siam. Früher war es das Four Seasons.

Auch unerwartete Wendungen gehören zur MINT-Geschichte. 1980 entstand die Minor Food Group, um als Franchisenehmer Pizza-Hut-Restaurants in Thailand aufzumachen. Heinecke ignorierte die Warnungen seiner Berater, dass Thailänder keinen Bedarf an Speisen hätten, die auf Teig und Käse basieren. Und er lag mit seinem Gefühl richtig: Das Franchise­unternehmen wuchs auf mehr als 200 Filialen an.

Der Erfolg war Pizza-Hut-Besitzer Tricon Global aus den USA, der heute Yum! heißt, offenbar nicht geheuer. 2001 wollte Tricon den Vertrag mit MINT um ein Wettbewerbsverbot ergänzen und die Franchisegebühren erhöhen, worauf sich MINT aber nicht einließ. Die Verhandlungen endeten schließlich außergerichtlich mit einer Beendigung der Zusammenarbeit.

Das Pizza-Geschäft wollte MINT aber nicht aufgeben. Alle ehemaligen Pizza-Hut-Restaurants wurden renoviert und umgestaltet und hießen fortan Pizza Company. Das Ganze kostete MINT rund 4,2 Millionen Euro, aber die Investition zahlte sich schon bald aus. Innerhalb von sechs Monaten wurde Pizza Company zu Thailands größter Pizza-Kette mit einem Marktanteil von 70 Prozent. Heute ist Pizza Company selbst Franchisegeber in Jordanien, Saudi-Arabien, China, Myanmar und sieben weiteren Ländern.

MINT brachte auch weitere Schnellrestaurants aus den USA nach Thailand, darunter Burger King, Sizzler und Swensen’s Ice Cream, die sich großer Beliebtheit erfreuen.


Soziales Engagement

Im Zuge sozialer Unternehmensverantwortung fördert Minor den Tier- und Umweltschutz und unterstützt lokale Gemeinschaften. Zu den Initiativen für wildlebende Tiere, für die das Unternehmen Geld gibt, gehören der Schutz von Wasserschildkröten auf der thailändischen Ferieninsel Phuket, die Wiederbelebung von Korallenriffen auf den Malediven und der Schutz von Löwen in der Serengeti.

In der nordthailändischen Provinz Chiang Rai hat MINT die Golden Triangle Asian Elephant Foundation gegründet, um die Lebens­bedingungen von Elefanten und ihren Trainern, den sogenannten Mahouts, in Südostasien zu verbessern. Der Elefant ist Thailands Nationaltier. Trotzdem leben viele der Tiere unter schlechten Bedingungen und werden zu touristischen Zwecken missbraucht, etwa für Elefantenshows oder zum Betteln an Stränden oder auf Straßen.

Die Stiftung päppelt misshandelte Elefanten auf und unterstützt die Mahouts und deren Familien etwa bei der Gesundheitsversorgung und sozialer Absicherung. Sie bietet außerdem Trainingskurse für Tierärzte, Wissenschaftler und Ranger in Nationalparks an.

MINT stellt selbst Käse und andere Milchprodukte her und beschäftigt dazu Mitarbeiter aus den umliegenden Dörfern. Auch auf Nachhaltigkeit wird geachtet. So verwenden die Produktionsstätten zum Beispiel Flüssiggas als Energiequelle, verfügen über Wassermanagementsysteme und verwenden LED-Lampen. In den Restaurants gibt es Vorgaben für die Kühlanlagen.

Die thailändische Regierung hat Minor für dieses Engagement bereits mehrere Preise verliehen. Minor Food arbeitet mit dem Bildungsministerium und der Behörde für berufliche Bildung zusammen: Durch Praktika und Werkverträge sammeln Studenten praktische Erfahrung und verdienen sich etwas dazu.

Bei Minor Food werden zudem Lebensmittel­sicherheit und Verbrauchergesundheit großgeschrieben. Der global operierende Einkauf achtet auf Qualität, Sicherheit und Rückverfolgbarkeit der wichtigsten Produkte und kontrolliert seine Zulieferer streng. Mitarbeiter werden in Lebensmittelsicherheit und Hy­giene geschult. Ähnliche Regeln gelten für die Hotelsparte.

Minor International gehört zu der wachsenden Anzahl südostasiatischer Firmen, die zu globalen Playern avancieren. Indem das Unternehmen sein Erfolgsrezept ins Ausland exportiert, verändert es weltweit die Hotel- und Gastronomielandschaft.

 

Chayut Setboonsarng arbeitet als Unternehmensberater in Bangkok.
csetboonsarng@apcoworldwide.com

Cod Satrusayang ist Journalist und Autor in Bangkok.
satrusayang.thanarithcod@dpa.com


Links:
Minor International Jahresbericht 2014 (auf Englisch):
http://mint.listedcompany.com/misc/ar/20150305-mint-ar2014-en-03.pdf
Offener Brief von Minor-Chef Bill Heinecke:
http://www.tatnews.org/open-letter-from-minor-group%E2%80%99s-bill-heinecke/

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