Wirksamkeit der Entwicklungshilfe

NGO-Erfahrungen in Nicaragua

Auf dem High Level Forum in Busan diskutierten hochrangige Politiker die Fortschritte der Aid-Effectiveness-Agenda seit Paris und Accra. Grundsätzlich gelten ihre Prinzipien nicht nur für Regierungen, sondern für alle Akteure in der Entwicklungspolitik. Eine regierungsunabhängige Organisation in Nicaragua kennt sich damit aus – und ihre Erfahrungen sind nicht erfreulich.

Seit 20 Jahren arbeitet das Centro Alexander von Humboldt im Bereich Umwelt und ländliche Entwicklung in Nicaragua. Unter anderem klärt es über Klimawandel und den Schutz der Artenvielfalt auf. Im Jahr 2010 waren rund 100 Mitarbeiter in 17 Projekten tätig. Im selben Jahr fiel im Durchschnitt jede Woche ein Projekt- oder Finanzbericht an, und jeden Monat fand eine externe Buchprüfung eines Projekts statt. Das liegt daran, dass das Centro Humboldt viele verschiedene Geldgeber hat. Jeder von ihnen hat eigene Anforderungen an Berichtsformate, Evaluierungen, Monitoring und Buchführung, was die Organisation vor enorme Herausforderungen stellt.

Mitarbeiter nahmen diese Situation zum Anlass, eine Fallstudie zur Umsetzung der Paris-Erklärung durchzuführen. Sie fragten elf Geldgeber, die Projekte des Centro Humboldt förderten, nach ihrer Einstellung zu den Aid-Effectiveness-Prinzipien Ownership, Alignment und Geberharmonisierung. Das Ergebnis war, dass Fortschritte gemacht wurden, ein Ende des Bürokratieregens aber nicht in Sicht ist.

An Ownership mangelt es dem Centro Humboldt der Umfrage zufolge nicht, denn zehn der elf befragten Organisationen bestätigten, dass es klar definierte Strategien habe – also Eigenverantwortung übernimmt. Auch die Geber kamen einiger ihrer Pflichten nach. Sie gaben an, dass sie ihre Projekte an den Zielen und Strategien des Centro Humboldt ausrichten, was ein wichtiger Teil des Alignment-Prinzips ist. Drei Finanzierer verlassen sich sogar voll und ganz auf die Pläne des Centro Humboldt.

Die ebenfalls im Alignment-Prinzip geforderte Unterstützung der Partnerorganisation – also des Centro Humboldt selber – und die Projektdauer lassen jedoch zu wünschen übrig. Trotz guter Absichten finanzieren die meisten Geber ausschließlich konkrete Projekte und nicht die Stärkung der Partnerorganisation. Die Mehrheit der Programme ist zudem kurzfristig angelegt, das heißt nicht länger als zwei Jahre. Kein einziges läuft länger als vier Jahre.

Auch bei der Geberharmonisierung hat es kaum Fortschritte gegeben. Jede Organisation arbeitet mit eigenen, unterschiedlichen Berichtsformaten und Evaluierungsstandards. Das Centro Humboldt hat kaum Einfluss auf diese Moda­litäten, da die meisten Geberorga­nisationen an die Vorgaben ihrer eigenen Finanzierer gebunden sind oder keine Mitsprache der Partnerorganisation wünschen. Die meisten halten ihre Anforderungen ohnehin bereits für einfach genug.

Dieses Beispiel ist sicher nicht repräsentativ. Aber es zeigt: Wenn die Geber die Prinzipien der Paris-Erklärung nicht umsetzen, erschweren sie ihren Partnerorganisationen in Entwicklungsländern die Arbeit – und die Hilfe wird ineffizienter.

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