UN-Prognose

55 Länder werden bis 2050 einen Bevölkerungsrückgang erleben

Die Weltbevölkerung wächst weiterhin und altert zugleich, wie der UN-Bericht World Population Prospects 2019 aufzeigt. Geburtenraten sinken, aber die Lebenserwartung steigt. Für die Bevölkerungsentwicklung einzelner Länder ist Migration ein wichtiger Faktor.
Ohne Einwanderung würde die Bevölkerung Italiens schrumpfen: Papst Franziskus besucht ein regionales Migrationszentrum in Bologna im Jahr 2017. Bianchi/picture-alliance/AP Images Ohne Einwanderung würde die Bevölkerung Italiens schrumpfen: Papst Franziskus besucht ein regionales Migrationszentrum in Bologna im Jahr 2017.

Im Jahr 2050 wird die Lebenserwartung weltweit im Schnitt 77,1 Jahre betragen. Das wären 4,5 Jahre mehr als heute, wie die UN-Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten (Department of Economic and Social Affairs – DESA) in dem Bericht ausführt. Allerdings liege die durchschnittliche Lebenserwartung in reichen Weltre­gionen auch heute schon mehr als sieben Jahre über der benachteiligter Länder.

Rund die Hälfte des Bevölkerungszuwachses wird sich auf neun Länder konzentrieren, wie die Wissenschaftler schreiben: die Demokratische Republik Kongo, Ägypten, Äthiopien, Indien, Indonesien, Nigeria, Pakistan, Tansania und die USA.

In 55 Ländern werde die Bevölkerungszahl bis 2050 hingegen um mindestens ein Prozent abnehmen, heißt es in dem Report. Rückgänge von 20 Prozent oder mehr erwarten die UN bis 2050 unter anderem für Bulgarien, Lettland, Litauen und die Ukraine.

Bevölkerungsschwund hat laut UN in der Regel zwei Ursachen: weniger Geburten und mehr Abwanderung. Zu den zehn Ländern, die am stärksten von Auswanderung betroffen sind, gehörten unter anderem Bangladesch und Nepal, weil Menschen im Ausland bessere Erwerbschancen sehen. Auch Flucht sei relevant – beispielsweise vor Gewaltkonflikten in Syrien und Myanmar.

36 Länder haben laut UN-Statistiken in den Jahren 2010 bis 2020 jeweils mehr als 200 000 Menschen aufgenommen. Relevant sei dabei auch temporäre Migration, um Geld zu verdienen.

In neun demografisch bereits stark gealterten Ländern habe die Zahl der Einwanderer die der Auswanderer übertroffen und dadurch den Bevölkerungsrückgang abgefedert. In Deutschland und Italien sei die Bevölkerung durch Zuwanderung sogar gewachsen.

Die UN-Experten sehen Migration grundsätzlich positiv. Sie könne Millionen von Menschen aus der Armut befreien. Um das Entwicklungspotenzial zu nutzen, sei es wichtig, sichere und geordnete Migration zu fördern.

Der Bericht hebt hervor, dass demografische Trends weltweit die Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) bis 2030 erschweren. Dort wo Gesellschaften noch relativ jung und viele Mädchen noch nicht im gebärfähigen Alter sind, werde die Zahl der Geburten noch bis 2050 weiter wachsen. Das seien auch die Länder mit der höchsten Müttersterblichkeit.

Dort bestehe auch der größte, bislang ungedeckte Bedarf an Wissen über Familienplanung und verfügbaren Verhütungsmitteln (siehe Mahwish Gul im Schwerpunkt von E+Z/D+C e-Paper 2020/04). Gesundheits- und Bildungswesen müssten in diesen Ländern weiterhin auf viele Kinder ausgerichtet werden.

Die Gruppe der über 65-Jährigen ist aber den Daten zufolge weltweit die am schnellsten wachsende Altersgruppe. 2018 sei sie erstmals größer als die der Kinder unter fünf Jahren gewesen, und 2050 werde es mehr als doppelt so viele Menschen über 65 wie Kinder unter fünf Jahre geben.

Um das Wohlbefinden der alten Menschen sicherzustellen, sollte ihre soziale Absicherung verbessert und der Zugang zu medizinischer Versorgung garantiert werden.


Link
World Population Prospects 2019, Highlights:
https://population.un.org/wpp/Publications/Files/WPP2019_Highlights.pdf

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.