Arbeitsleben

Berufsausbildung für junge Frauen in Uganda

In Uganda stehen einer guten Ausbildung für Mädchen viele Hindernisse im Weg. Ein Sozialunternehmen hat das Ziel, den Zugang zu beruflicher Bildung zu erleichtern.
Teilnehmerinnen des Ausbildungsprogramms „Girls With Tools“. jd Teilnehmerinnen des Ausbildungsprogramms „Girls With Tools“.

Wenn es um Bildung geht, werden Frauen und Mädchen in vielen Teilen der Welt diskriminiert. So auch in Uganda, obwohl die Regierung versucht, allen eine gute Bildung zu ermöglichen (siehe Kasten). Auch zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen engagieren sich in diesem Bereich.

Das Sozialunternehmen Smart Girls Foundation in Ugandas Hauptstadt Kampala hat ein Programm für die Berufsausbildung junger Frauen entwickelt, um ihnen eine sinnvolle Arbeit zu ermöglichen. „Unser Programm ‚Girls With Tools‘ (‚Mädchen mit Werkzeugen‘) ist einzigartig, weil es Frauen in Berufen ausbildet, die als Männerberufe gelten“, sagt Jamila Mayanja, Gründerin und Leiterin der Smart Girls Foundation.

Zu den wichtigsten Bereichen gehören Maschinenschweißen, Kfz-Mechanik, Elektroinstallation, Schreinerei, Bauwesen und Malerarbeiten. Hinzu kommen Kurse in traditionellen Kunst- und Handwerkstechniken wie Schneidern und Korbflechten. „Neben den technischen Kursen gibt es für die Mädchen auch Workshops zu Unternehmertum, Alltagskompetenzen, Geschlechterfragen und Finanzwesen. Wir arbeiten auch mit örtlichen Betrieben und Werkstätten zusammen, um den Mädchen Jobmöglichkeiten zu bieten und sie zu ermutigen, nach Kursabschluss ihre eigenen Unternehmen zu gründen“, sagt Jamila Mayanja.

Das Programm umfasst Jahrgänge von 100 bis 200 jungen Frauen. Das Curriculum dauert sechs Monate bis ein Jahr, danach erhalten die Mädchen Hilfe dabei, einen Praktikumsplatz zu finden. Viele machen so ihre ersten Berufserfahrungen.

Neue Ausbildungsstätte

Familien, die es können, zahlen Gebühren für das Programm; die übrigen Mädchen erhalten Stipendien. 2019 unterstützte ein lokales Telekommunikationsunternehmen, MTN Uganda, Girls With Tools finanziell, um die Aufnahme weiterer Mädchen zu ermöglichen. Dank der MTN Foundation konnte eine neue Ausbildungsstätte für jährlich 400 Mädchen eingerichtet werden, mit Waschbereich, Klassenzimmer und Computerraum. Die Stiftung hofft, dass diese Investition jährlich 40 neue frauengeführte Unternehmen hervorbringt.

Die 32-jährige Nakijjoba Sharifah lernt Maschinenbau und Mechanik. „Ich fand Ingenieurwesen immer toll, dank Girls With Tools kann ich diesen Traum verfolgen“, sagt sie. „Die meisten halten das für einen Männerberuf, aber die neue Generation sieht das anders.“

Sharifah sagt, sie wolle der Gesellschaft mit ihrer Arbeit als Ingenieurin zeigen, dass Frauen mehr können als Hausarbeit. „Mit meiner Erfahrung kann ich jetzt das, was jeder Mann kann. Ich liebe meine Arbeit, und ich denke, dass mein Leben bald besser sein wird“, sagt sie.

Ein „männlicher” Karriereweg

Die 21-jährige Khayinza Shalom macht einen Elektroinstallationskurs. Als sie sich dafür entschied, gab es viele negative Reaktionen von Familie und Freunden, weil sie einen „männlichen Beruf“ anstrebe. „Hier in der Stiftung auf andere Mädchen und Frauen mit diesen Berufen zu treffen, motivierte mich. Die negativen Stimmen musste ich ausblenden“, sagt sie.

Nach einem Jahr hat Khayinza Shalom mit Elektroinstallationen und -reparaturen in Haushalten bereits etwas Geld verdient. Sie hat sogar die Firma „Solar Girls Africa“ mitbegründet, die solarbetriebene Geräte entwickelt. Sie hofft, zur breiten Nutzung sauberer Energie in Uganda beizutragen und damit die CO2-Emissionen des Landes zu verringern. Shalom ermutigt andere junge Frauen, Berufe zu wählen, die früher als Männerdomänen galten. Für sie ist das der einzige Weg, um genderspezifische Vorurteile in der Berufswelt zu ändern.

Intelligente Solarrucksäcke

Die Smart Girls Foundation will auch die Gründe angehen, die Mädchen von der Schule fernhalten, etwa die Menstruation. Die Schneiderklasse stellt wiederverwendbare Damenbinden aus vor Ort verfügbaren Materialien für die Teilnehmerinnen her. Diese Binden sind billiger als die auf dem Markt erhältlichen synthetischen Einwegbinden.

Im Rahmen des Programms wird auch ein Rucksack für die Damenbinden produziert. „Das ist hilfreich, wenn die Mädchen keine Waschgelegenheiten haben. So können sie ihre Hygieneartikel sicher aufbewahren“, sagt Jamila Mayanja. Der Rucksack habe sich aus einer Stofftasche zu einem umweltfreundlichen Artikel aus recyceltem Kunststoff entwickelt, ergänzt sie. Das neue Material halte dem tropischen Klima Ugandas besser stand, vor allem an Regentagen.

Die meisten Mädchen, die den Rucksack benutzen, kommen aus armen Verhältnissen und haben nur begrenzt Zugang zu Strom. Daher ist der Rucksack mit einer wiederaufladbaren Solarlampe ausgestattet. Die Mädchen können sie tagsüber aufladen und damit abends den Heimweg beleuchten oder sie zum Lernen nutzen.

Rucksack, Damenbinden und weitere Artikel, wie elektrische Schreibtischlampen, werden in den Büros der Stiftung verkauft. Mit dem Erlös wird die Arbeit der Stiftung unterstützt.

Einige Absolventinnen haben bereits Jobs gefunden. Nabatanzi Flavia, 24 Jahre alt, hat im Rahmen des Programms als Praktikantin in der Elektrotechnik gearbeitet. Jetzt hat sie eine Vollzeitstelle bei einem globalen Maschinenbauunternehmen, Mantrac Limited, das Generatoren liefert und wartet. Sie sagt, sie verdanke ihre Anstellung der Smart Girls Foundation, die ihr geholfen habe, Fähigkeiten zu entwickeln, die auf dem Arbeitsmarkt nützen.

„Girls With Tools“ trägt auf diverse Weise zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) bei. SDG4 etwa zielt darauf ab, eine inklusive und gerechte, qualitativ hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten für lebenslanges Lernen für alle zu fördern. Das Programm trägt auch zu SDG8 bei, das sich darum dreht, nachhaltiges und inklusives Wirtschaftswachstum, eine produktive Beschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle zu fördern.

Ronald Ssegujja Ssekandi lebt in Uganda und ist Redakteur der E+Z/D+C-Kolumne „Heutzutage“.
sekandiron@gmail.com

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