Klimafinanzierung

Zusätzliches Investitionskapital

Dänemark hat eine innovative öffentlich-private Partnerschaft gestartet, um Kapital für klimarelevante Projekte in Entwicklungsländern zu mobilisieren. Der Staat stellt nur sieben Prozent des benötigten Kapitals bereit, lockt aber institutionelle Investoren mit bevorzugter Gewinnausschüttung.
Dänemark bezieht rund ein Drittel seines Stroms aus Windkraft: Offshore-Windpark. Böthling/Fotografie Dänemark bezieht rund ein Drittel seines Stroms aus Windkraft: Offshore-Windpark.

Der UN-Klimagipfel einigte sich 2009 in Kopenhagen darauf, dass die Industrieländer von 2020 an 100 Milliarden Dollar für klimaspezifische Maßnahmen in Entwicklungsländern bereitstellen sollen. Dieser Betrag muss Investitionen aus dem privaten Sektor beinhalten, da es sonst unmöglich sein wird, die globale Erwärmung auf einem beherrschbaren Level zu halten und den Übergang zu weltweitem, nachhaltigem Wohlstand zu schaffen.

Sowohl Investitionen aus dem privaten als auch aus dem öffentlichen Bereich sind unverzichtbare Bestandteile der Klimafinanzierung. Es geht darum, Emissionsreduzierung und klimaschonende Entwicklung miteinander zu kombinieren.

Fest steht, dass Entwicklungsländer einen hohen Energiebedarf haben, um Wachstum zu fördern und Armut zu bekämpfen:

  • Laut einer Schätzung der Afrikanischen Entwicklungsbank von 2010 benötigt Afrika jedes Jahr 7000 Megawatt zusätzliche Stromerzeugungskapazität.
  • Die Organisation für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) sagt voraus, dass bis 2035 in die Schwellenländer 5000 Milliarden Dollar in Energieinfrastruktur investiert werden.

Diese Investitionen müssen klimafreundlich sein – denn sonst werden sie die Probleme verstärken, die der Treibhauseffekt verursacht. Erfreulicherweise ist „grünes" Wachstum möglich. Rapide sinkende Kosten für erneuerbare Energietechnik sorgen für deren wachsende Konkurrenzfähigkeit. International steigen die erneuerbaren Stromerzeugungskapazitäten um zweistellige Raten – beispielsweise in Kolumbien, Ecuador und Namibia. Die Stromnetze von Burkina Faso, Ghana und Mali führen mittlerweile fast so viel erneuerbare Elektrizität wie konventionell erzeugte. In diesem Sektor bieten sich riesige Geschäftschancen, und Privatanleger müssen ermutigt werden, sie zu nutzen.Angesichts dieses Bedarfs gründete die dänische Regierung 2012 den Danish Climate Investment Fund (DCIF). Er entspricht allen Grundsätzen der dänischen Entwicklungszusammenarbeit.

Der DCIF soll klimarelevante Technik fördern, Capacity Development betreiben und Vorhaben finanzieren. Verwaltet wird er vom Danish Investment Fund for Developing Countries (IFU), einer öffentlich-rechtlichen Entwicklungsfinanzierungsinstitution mit jahrzehntelanger Erfahrung und solider Erfolgsgeschichte (siehe Hintergrundkasten).

Voriges Jahr startete der DCIF eine Kampagne zur Mobilisierung institutioneller Anleger. Das erste Ergebnis ist eine innovative Partnerschaft von privaten und öffentlichen Finanziers. Der Vertrag wurde im Januar 2014 geschlossen. Dänemark – vertreten durch den IFU – und institutionelle Investoren werden 1,2 Milliarden Kronen (circa 160 Millionen Euro) für den DCIF aufbringen. Das erklärte Ziel ist, mit Investitionen Emission zu reduzieren und Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.

Weitere Einzahlungen in Höhe von 200 Millionen Kronen von anderen Investoren werden in Kürze erwartet. Dänemark übernimmt so unter den Industrienationen eine Führungsrolle bei der Klimafinanzierung. Die institutionellen Investoren sind dänische Pensionsfonds, die privatrechtlich verfasst sind und Beiträge der Mitglieder diverser Berufsgruppen zur Alterssicherung verwalten.

Der DCIF wird keine eigenen Projekte durchführen. Er stellt maximal ein Siebtel des benötigten Kapitals für Projekte anderer Träger bereit. Die IFU-Erfahrung lehrt, dass 100 Kronen Fondsanteil in der Regel 600 Kronen Gesamtinvestition auslösen werden. Staatsmittel (einschließlich IFU-Mittel) werden so um den Faktor 15 bis 20 verstärkt werden. Die Aufgabe des DCIF ist es, die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern und die globale Erwärmung zu bremsen. Dementsprechend soll er Vorhaben zur Emissionsreduktion sowie zur Anpassung an den Treibhauseffekt unterstützen. Beides schafft Arbeitsplätze, fördert nachhaltige Entwicklung und transferiert moderne Technik aus Dänemark und anderen Ländern in benachteiligte Weltregionen.

Was Emissionsvermeidung angeht, wird der Fonds unter anderem Folgendes finanzieren:

  • regenerative Stromerzeugung (Wind-, Sonnen- und Wasserkraft),
  • Zulieferer dieser Branche,
  • Biogasanlagen,
  • öffentliche Nahverkehrssysteme,
  • Isolationsmaterialien,
  • Fernwärmesysteme sowie
  • weitere Projekte, welche Treibhausgase deutlich reduzieren.

Nicht finanzieren wird der Fonds hingegen Projekte, die auf fossiler oder nuklearer Technik beruhen, und CO2-Verklappung.

Auch in Bezug auf Anpassung an den Klimawandel hat der DCIF Aufgaben. Es geht um Investitionen in:

  • Katastrophenschutz,
  • Küstenschutz,
  • Frühwarnsysteme sowie
  • die Sammlung und Bereitstellung klimarelevanter Informationen.

Der Fonds ist befugt, in allen vom Entwicklungsausschuss der OECD anerkannten Entwicklungsländern zu agieren. Er soll in den ärmsten Ländern in Anpassungsmaßnahmen investieren und in schnell wachsenden Schwellenländern die Emissionsreduzierung unterstützen. Der DCIF ist verpflichtet, eine Balance von Armutsbekämpfung und Emissionsreduzierung zu finden. Die tatsächliche Wirkung der geförderten Projekte wird regelmäßig intern überprüft. So wird der Klimabezug aller Projekte sichergestellt. Darüber hinaus wird eine anerkannte dritte Instanz ermitteln, wie viel Emissionen ein Projekt während seiner gesamten Lebensdauer einspart. Entsprechende Zahlen werden in den jährlichen Geschäftberichten veröffentlicht werden.

 

Gewinn und Risiko

Mit seiner großen geographischen Reichweite kann der DCIF klimabezogene Investitionen in Afrika, Asien und Lateinamerika tätigen. Die zentrale Herausforderung besteht allerdings darin, dass der Profit der Investoren von den politischen Umständen, dem Geschäftsklima und anderen Faktoren abhängt, welche die jeweiligen Weltregionen, Länder und Branchen prägen.

Weltweit hat die Politik großen Einfluss auf die Chancen der erneuerbaren Energien. Es drohen massive Probleme, wenn eine Regierung entgegen den Anlegererwartungen plötzlich ihre Agenda oder den Rechtsrahmen ändert. Der DCIF muss sich dem Problem stellen, dass die dänischen Pensionsfonds Stabilität und Berechenbarkeit schätzen – Entwicklungsländer aber dafür nicht unbedingt bekannt sind.

In der Regel präferieren Pensionsfonds Anlageformen wie Aktien und Rentenpapiere, aus denen sie jederzeit aussteigen können. Investitionen in die In­frastruktur von Entwicklungsländern sind problematischer. Solche Anlagen können nicht einfach jederzeit wieder verkauft werden. Wenn etwas schiefläuft, sitzen die Investoren mit im Boot. Der DCIF muss sich, um Investoren aus dem privaten Sektor zu mobilisieren, dieser Herausforderung stellen. Seine große geographische Reichweite und die Vielfalt seiner Investitionstypen ermöglichen es jedoch, Risiken zu streuen – und das ist aus Investorensicht die beste Möglichkeit, Risiken zu senken.

Investoren brauchen verlässliche Partner. Diese zu finden ist einfacher gesagt als getan. In den meisten Fällen sind den institutionellen Anlegern die nötigen hochqualifizierten Green-tech-Firmen nicht vertraut. Sie kennen sich auch mit Behörden und Privatunternehmen in Entwicklungsländern nicht aus. Solche Partner sind jedoch nötig, weil der DCIF keine kompletten Vorhaben finanzieren wird. Die IFU hat aber umfassende Kenntnis der Partner und wird nur mit Akteuren kooperieren, die auf ihrem Feld eine ausgezeichnete Reputation haben.

Der DCIF ist auf eine Laufzeit von vier Jahren ausgelegt, nach der die Investitionen zurückfließen. Die Anleger sollen ihren Gewinn innerhalb von sechs Jahren erhalten. Es werden jährliche Renditen von zwölf Prozent erwartet, was dem Standard der dänischen Pensionsfonds entspricht.

Um die Pensionsfonds zu ungewohnten Risiken zu bewegen, wird der DCIF Gewinne nach einem festgelegten Modell ausschütten. Zuerst wird das gesamte Kapital zurückgezahlt, wobei mögliche Verluste gleichmäßig auf alle Anteilseigner verteilt werden. Zweitens erhalten dann die Pensionsfonds ihre Gewinnanteile, bis sie mindestes sechs Prozent Rendite erreicht haben. Sobald das der Fall ist, bekommt der Staat einen höheren Anteil an den Gewinnen. Der dänische Staat gewährt den institutionellen Anlegern also eine Vorzugsbehandlung bei der Gewinnausschüttung, moblisiert aber zugleich viel mehr Geld für Investitionen als seinen eigenen ODA-anrechenbaren Anteil.

 

Morten Elkjær leitet das Green Growth Department im dänischen Außenministerium.
morelk@um.dk

Niels Egerup ist Experte für Klimafinanzierung im Green Growth Department. Beide Autoren gehören zu Danida, der Ministeriumsabteilung für Entwicklungszusammenarbeit.
nieleg@um.dk

http://um.dk/en/danida-en/

 

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