Ernährungssicherheit

Mehr Geld führt zu besserem Essen

Eine ausreichende und nährstoffreiche Ernährung hängt im wesentlichen vom Familieneinkommen ab. Ernährungssicherung ist daher direkt mit Armutsbekämpfung verknüpft. Dazu braucht es mehr Geld, das Geld sollte in der Hand von Frauen sein, und Kleinbauern sind die wichtigste Zielgruppe.
Ein besserer Marktzugang kann das Einkommen und damit die Ernährungssituation von Kleinbauern verbessern. Ananasverkäufer in Uganda. kd Ein besserer Marktzugang kann das Einkommen und damit die Ernährungssituation von Kleinbauern verbessern. Ananasverkäufer in Uganda.

Studien haben gezeigt, dass sich die Ernährung verbessert, wenn das Einkommen steigt. Das gilt auch für Kleinbauern in Entwicklungsländern – und zwar unabhängig davon, ob sie Grundnahrungsmittel, Baumwolle oder Kaffee anbauen. Kleinbauern sind weltweit am stärksten von Hunger und Mangelernährung betroffen und daher die wichtigste Zielgruppe für Maßnahmen zur Ernährungssicherung.

Ibrahim Hassane Mayaki, Chef der Neuen Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (New Partnership for Africa’s Development, NEPAD), ruft Regierungen in Subsahara-Afrika dazu auf, Kleinbauern bevorzugt zu behandeln. „Veränderung wird stattfinden, wenn sich die Situation der Kleinbauern verändert“, sagte er auf einer Konferenz der KfW Entwicklungsbank im Juli in Frankfurt.

Viele afrikanische Staaten mäßen ländlicher Entwicklung heute eine wesentlich größere Bedeutung bei als noch vor 20 Jahren. Sie reiche aber noch lange nicht aus. „Der Haushalt verrät die wahren Prioritäten einer Regierung.“ Mayaki zufolge sind die Budgets für Ernährungssicherheit nach wie vor klein. Eine Möglichkeit, um die Interessen von Kleinbauern besser zu vertreten, seien Vereinigungen und Verbände.

Mayaki spricht sich außerdem dafür aus, Landwirtschafts- und Wirtschafspolitik zu verbinden. Allerdings seien Regierungen in Subsahara-Afrika häufig nicht in der Lage, mit multisektoralen Herausforderungen umzugehen, zu denen Ernährungssicherheit zähle. „Wie wäre es, in jedem Ministerium eine Abteilung für Ernährung einzurichten?“, schlägt er vor. Ressorts für Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft, Infrastruktur und andere hält er in dem Zusammenhang für relevant.

Laut Matin Qaim, Professor für Welternährungswirtschaft und Rurale Entwicklung an der Georg-August-Universität Göttingen, führen verschiedene Ansätze zu höherem Einkommen und damit zu mehr Ernährungssicherheit. Dazu gehören der Einsatz von Agrartechnologie, Biofortifikation (die Erhöhung des Nährstoffgehalts von Nahrungsmitteln durch Pflanzenzucht) und ein besserer Marktzugang für die Bauern. Qaim weist aber auch darauf hin, dass mehr Forschung nötig sei, um den Zusammenhang von Landwirtschaft und Ernährung besser zu verstehen.

Qaim zufolge kann sich auch die Zertifizierung nachhaltiger Anbaumethoden positiv auswirken. In einem entsprechenden Projekt mit ugandischen Kaffeebauern, das explizit Frauen einschloss, steigerte sich deren Einfluss auf die Produktion. Auch das Einkommen lag mehr als vorher in der Hand der Bäuerinnen, und die Ernährungssituation der Familien verbesserte sich. „Männer und Frauen geben Geld für unterschiedliche Dinge aus“, erklärt Qaim. Daher sei der Gender-Aspekt von Bedeutung.

Steve Wiggins vom Overseas Development Institute in London betont, dass neben ländlicher Entwicklung auch Faktoren wie Zugang zu sauberem Trinkwasser, Hygiene und weiterführende Schulbildung für Mädchen ausschlaggebend für Ernährungssicherheit seien. Wiggins empfiehlt daher, vor allem in ländliche Infrastruktur wie Straßen und Schulen, Strom- und Gesundheitsversorgung zu investieren.

Der Chef der kenianischen Chase-Bank, Paul Njaga, bedauert, dass der Landwirtschaftssektor in seinem Land zwar von großer Bedeutung sei, aber nur rund fünf Prozent der im Land vergebenen Kredite erhalte. „Landwirtschaft zu finanzieren, ist nicht einfach“, weiß der Banker. Die Risiken seien hoch, da komplette Ernten ausfallen könnten. Außerdem hätten Kleinbauern Schwierigkeiten, die nötigen Sicherheiten für Kredite aufzubringen. Trotzdem ist es laut Njaga möglich, Landwirtschaft profitabel und nachhaltig zu finanzieren. Die Chase-Bank arbeitet dabei eher mit Kooperativen und weiterverarbeitenden Betrieben zusammen als mit einzelnen Bauern.

Für internationale Institutionen wie die KfW ist es nahezu unmöglich, Kleinbauern direkt zu unterstützen. Stattdessen finanzieren sie zum Beispiel Mikrofinanzinstitute (MFI), die Kleinbauern Kredite geben. Die KfW-Tochter DEG, die Investitionen der Privatwirtschaft finanziert, gewährt beispielsweise keine Kredite unter 5 Millionen Dollar. Solche Beträge sind für Kleinbauern in Entwicklungsländern viel zu hoch – nicht aber für MFI.

Katja Dombrowski

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