Privatwirtschaft

Chancen in der Krise

Die globalen Wirtschaftsturbulenzen und der Klimawandel können afrikanischen Unternehmen die Gelegenheit eröffnen, innovative Produkte und Strategien für ein nachhaltiges Wirtschaften zu entwickeln. Dazu brauchen die Firmen Unterstützung von Regierung und Gebern sowie geeignete institutionelle Rahmenbedingungen.


[ Von Heike Bürskens, Denise Engel und Dorothe Nett ]

Afrika, das für weniger als drei Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich ist, wird den Klimawandel voraussichtlich am härtesten von allen Kontinenten zu spüren bekommen – zum Beispiel in Form von Ertragseinbußen in der Landwirtschaft. Die Weltbank rechnet in ihrem jüngsten Weltentwicklungsbericht mit Rückgängen um bis zu 50 Prozent in den nächsten Jahren.

Der Klimawandel ist jedoch nicht die einzige Gefahr für Ökonomie und Stabilität in Afrika. Auch die globale Finanzkrise sorgt für reduzierte Wachstumsprognosen und weiter ansteigende Erwerbslosigkeit.

„Afrika ist reich, aber Afrikaner sind arm, weil wir Reichtum exportieren und Armut importieren“, ist die Diagnose von Stanley Subramoney, Spitzenmanager bei Price WaterHouse Coopers und Aufsichtsratmitglied der NEPAD Business Foundation. Das muss jedoch nicht so sein. Volker Hauff, der Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, meint, Afrika habe wegen der Chance, aus den Fehlern der reichen Welt zu lernen, sogar einen Vorteil gegenüber den entwickelten Nationen: „Der Aufbau einer kohlenstoffarmen Industrie wird eine Quelle von nachhaltigem Wachstum und Wohlstand sein.“

Angesichts von Klimawandel und Wirtschaftskrise können für afrikanische Unternehmen Möglichkeiten entstehen, innovative Produkte und Strategien für ein nachhaltiges Wirtschaften zu ent­wick­eln. „Wir müssen jetzt anfangen, uns um den Klimawandel zu kümmern, es wäre konfus und kurzsichtig, das auf Eis zu legen, bis wir die Wirtschaftskrise überstanden haben“, sagt Issa Ouedraogo von der Open Society Initiative für West Afrika (OSIWA). Beide Krisen könnten und müssten zusammen angegangen werden.

Um solche Chancen zu nutzen, brauchen afrikanische Unternehmen Unterstützung. „Regierungen und Geber müssen eine große Zahl an Gründungszentren in Afrika aufbauen, um mit Umsicht clevere Unternehmer zu unterstützen“, schlug ein Teilnehmer der Alumni-Konferenz von InWEnt in Accra vor. Das könne in einem gesetzlich geeigneten Umfeld zu Innovation, Investition und der Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen.

Neben direkter Unterstützung durch Staat und Geber kommt es aber auch auf die institutionellen Rahmenbedingungen an. Das gilt besonders für kleine und mittlere Unternehmen. Hoher bürokratischer Aufwand für Registrierung, strenge Anforderungen für Kredite und schwerer Zugang zu Technologie sind Hürden, die Entscheidung zur Unternehmensgründung beeinflussen.

Die Identifikation eigener Chancen und Potentiale – etwa bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen – ist wichtig. Zahlreiche Studien belegen, dass Unternehmen, die sich dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet sehen, wirtschaftlich erfolgreicher sind als solche, die das nicht tun. Angesichts der Bedeutung, die Unternehmen für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für Ausbildung, Innovation und Technologietransfer zukommt, ist InWEnt sehr daran interessiert, verantwortungsvolle Unternehmensführung weiter zu fördern.

Um ehemaligen Programmteilnehmern aus der Region die Gelegenheit zu geben, sich zu klima- und wirtschaftsrelevanten Themen zu vernetzen, Lösungsansätze im Süd-Süd-Dialog auszutauschen und in eine Diskussion mit internationalen Experten zu treten, hat InWEnt Anfang November in Accra die zweite regionale Alumnikonferenz südlich der Sahara mit dem 13. Internationalen Wirtschaftsforum verbunden. Letzteres ist eine Veranstaltungsreihe, die InWEnt zusammen mit dem World Bank Institute organisiert und die auf den Erdgipfel von 1992 in Rio de Janeiro zurückgeht. Das Motto lautete diesmal „Global Crises – African Challenges“. Mehr als 230 Vertreter von Unternehmen und Verbänden, Regierungen, internationalen Organisationen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Wissenschaft nahmen teil.

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