SDGs

Fragile Staaten brauchen besondere Beachtung

Um die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu erfüllen, muss sich die staatliche Entwicklungshilfe (official development assistance – ODA) stärker auf fragile Staaten und Regionen konzentrieren. Die Menschen dort sind in besonderem Maße auf Unterstützung angewiesen, wie ein aktueller Bericht der OECD bestätigt. Ziel der UN ist es, niemanden zurückzulassen.
OECD fragility framework 2018. OECD OECD fragility framework 2018.

In fragilen Staaten funktionieren grundlegende Bereiche in der Verantwortung der Regierung nicht oder schlecht, etwa Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Sozialsysteme. Diesen Ländern wird es schwerer fallen als anderen, die Sustainable Development Goals (SDGs) zu erreichen. Fragilität ist demnach eine große Hürde für die Umsetzung der SDGs. Laut dem OECD-Bericht „States of fragility 2018“ muss die internationale Gemeinschaft mehr Anstrengungen unternehmen, um sowohl die Ursachen als auch die Folgen von Fragilität „besser zu verstehen, vorherzusehen und darauf zu reagieren“. Die Autoren erkennen aber auch an, dass einzelne fragile Staaten schon gute Fortschritte hin zu nachhaltiger Entwicklung gemacht hätten.

Dem Bericht zufolge spielt Fragilität bei den meisten Ursachen für menschliches Leid eine entscheidende Rolle, darunter Terrorismus und andere Arten von Gewalt, Vertreibung und Hunger. Außerdem nimmt Fragilität zu. Derzeit leben rund 1,8 Milliarden Menschen in den 58 fragilen Staaten und Regionen, die die OECD identifiziert hat, die meisten davon in Subsahara-Afrika. 15 Länder sind als extrem fragil eingestuft, und in neun Ländern wurde 2016 ein bewaffneter Konflikt ausgetragen. Mit ihrem 2016 eingeführten multidimensionalen Ansatz setzt die OECD Bewältigungskapazitäten in Bezug zu Risiken in fünf Bereichen (siehe Abbildung).

Wenn sich nichts ändert, werden 2030, im Zieljahr für die SDGs, den Prognosen zufolge 2,3 Milliarden Menschen oder 80 Prozent der Ärmsten in fragilen Staaten leben. 2050 könnten es schon 3,3 Milliarden sein.

Die Ungleichheit der Geschlechter ist in fragilen Staaten besonders groß, und gute Bildung ist selten. Die meisten Flüchtlinge kommen aus unsicheren Gegenden – während diese zugleich mehr Vertriebene beherbergen als andere Länder.

Die Autoren betonen, dass Entwicklungshilfe für fragile Staaten besonders wichtig sei. Diese erhielten 2016 65 Prozent aller ODA-Gelder. Ein großer Teil davon fließe jedoch in humanitäre Maßnahmen und richte nichts gegen die Ursachen von Fragilität aus (siehe auch Dossier Nothilfe). Andere Finanzierungsquellen wie Geldsendungen von Auswanderern, ausländische Direktinvestitionen oder nationale Ressourcen seien in fragilen Staaten weniger verfügbar als anderswo.

Der Bericht kritisiert, dass ODA sich nur auf eine Handvoll Orte konzentriere und nicht richtig auf die Bedürfnisse fragiler Staaten und Regionen abgestimmt sei. Die Autoren fordern mehr Mittel für Konfliktprävention und friedensfördernde Maßnahmen. 2016 wurden nur zwei Prozent der gesamten ODA in fragilen Kontexten für Konfliktprävention ausgegeben und nur zehn Prozent für Friedensförderung.

Der Bericht betont auch die Notwendigkeit, den in Fragilität lebenden Menschen Hoffnung zu vermitteln. Es könne nicht allein darum gehen, die Betroffenen am Leben zu erhalten, sondern um die Förderung von Gerechtigkeit, Gleichheit, Nachhaltigkeit und der Lebensqualität im Allgemeinen.


Link
OECD, 2018: States of fragility 2018. OECD Publishing, Paris.
https://doi.org/10.1787/9789264302075-en

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