Bildung

Mädchen in der Schule halten

Die Aussichten für Grundschülerinnen in Malawi sind nicht rosig: Denn nur etwa ein Viertel von ihnen schließt die Grundschule tatsächlich ab, gibt der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) an. Fast 60 Prozent brechen ab – zu den vielfältigen Gründen gehören Armut, mangelnde Motivation oder schlechte sanitäre Einrichtungen. Weitere 15 Prozent verlassen die Schule wegen Schwangerschaft und/oder Heirat.
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Hinzu kommt, dass etwa 20 Prozent der malawischen Mädchen unter 18 Jahren Vergewaltigung oder andere sexuelle Gewalt erleben, so UNFPA in einem Bericht. UNFPA hat das Ziel, die Müttergesundheit und die reproduktive Gesundheit weltweit zu verbessern.

Um Malawis Schülerinnen zu unterstützen, riefen UNFPA und das malawische Bildungsministerium sogenannte Müttergruppen ins Leben. Das ist ein Kreis von etwa zehn erwachsenen, weiblichen Freiwilligen, die ehrenamtlich an Schulen tätig sind und den Mädchen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihr Ziel ist es, Mädchen an der Schule zu halten.

Die Mütter haben vielfältige Aufgaben: Sie dienen als Vorbilder, machen den Mädchen die Bedeutung von Bildung klar und überweisen sie bei Bedarf an Gesundheitsdienste. Sie beraten die Mädchen, wie sie dem Druck widerstehen können, die Schule abzubrechen. Manche Mädchen werden von ihren eigenen Eltern angehalten, von der Schule zu gehen, vor allem, wenn sie verheiratet sind und die Ehemänner ihrer Töchter die Eltern finanziell unterstützen.

Die Mütterberaterinnen geben den Mädchen praktische Tipps, etwa wie sie selbst Damenbinden aus Stoffresten herstellen können, die sie waschen und wiederverwenden können. Die Mütter helfen den Mädchen auch mit selbstgemachten Binden aus, wenn diese sie vergessen haben, sagt Lloyd Mtalimanja, Programmkoordinator bei WaterAid Malawi. Die Nichtregierungsorganisation verbessert die sanitären Einrichtungen in den Schulen.

Die Menstruation ist ein wichtiger Faktor für den Schulabbruch. „Wenn Mädchen ihre Regel bekommen, bleiben sie lieber zu Hause,“ sagt Bright Sibale von der Beraterfirma Centre for Development Management. Er hat eine von World Relief Malawi finanzierte Studie zur Entwicklung von Kindern durchgeführt, die zeigt, dass Mädchen oft dann der Schule fernbleiben, wenn sie ihre Menstruation haben.

„Die meisten Mädchen brechen die Schule ab, weil sie von den Jungen gemobbt werden, besonders, wenn sie ihre Periode haben“, sagt die Lehrerin Ellen Phiri. „Viele dieser Mädchen schaffen es mit Hilfe der Müttergruppe, an der Schule zu bleiben, und einige gehen dann sogar auf die weiterführende Schule.“

Es gibt noch keine vollständigen Daten über den Erfolg der Müttergruppen. Aber einige lokale Statistiken deuten auf eine signifikante Wirkung hin. Laut Thokozire Livuza, einem Berater für Grundschulbildung im Distrikt Mulanje, stieg die Zahl der Grundschüler in der Mombo-Zone des Distrikts von fast 11 900 im Schuljahr 2017/18 auf fast 14 400 im Schuljahr 2018/19. Der größte Teil dieses Anstiegs sei auf die Bemühungen von Muttergruppen zurückzuführen, heißt es in einem Artikel der Malawi News Agency.

Müttergruppen sind in etwa 350 malawischen Grundschulen aktiv. Diese Gruppen erhalten unterstützende Supervision vom Bildungsministerium sowie einen Teil der Gelder, die das Ministerium den Schulen zur Verfügung stellt. Aber die 350 Schulen sind nur ein Bruchteil von Malawis 6400 Grundschulen.


Raphael Mweninguwe ist freier Journalist aus Malawi.
raphael.mweninguwe@hotmail.com

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