Verhinderte Epidemie

Geringes Medieninteresse an guter Nachricht

Anfang Mai wurde ein Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo gemeldet. Bislang war so etwas nur im ländlichen Raum vorgekommen, wo die Seuche leichter zu kontrollieren ist. Diesmal war dagegen die Stadt Mbandaka mit rund einer Million Menschen betroffen. Experten warnten, auch im zehnmal größeren Kinshasa könne es bald Infektionen geben.
Eine WHO-Mitarbeiterin bereitet Ende Mai in Mbandaka eine Impfung vor. Sam Mednick/picture-alliance/AP Photo Eine WHO-Mitarbeiterin bereitet Ende Mai in Mbandaka eine Impfung vor.



Durch die Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone wurden von 2014 bis 2016 rund 28 000 Menschen infiziert, von denen etwa 40 Prozent starben. Offensichtlich hatten internationale Institutionen – vor allem die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization – WHO) – zu langsam reagiert und verhinderten die Ausbreitung der Seuche nicht rasch genug.

Ende Mai meldeten die internationalen Medien aber, im Kongo liefen die Dinge besser. Der Londoner Economist lobte etwa die WHO ausdrücklich für schnelles und kompetentes Handeln. Auch die örtlichen Behörden und internationale zivilgesellschaftliche Organisationen reagierten zügig. Alle Beteiligten stimmten sich ab und agierten gemeinsam.

Ende Juni teilte die WHO dann mit, der Ebola-Ausbruch sei „weitgehend im Griff“. Aus Sicht vieler Journalisten war das keine Spitzenmeldung. Ihnen gilt als normal, wenn Institutionen ihren Aufgaben gerecht werden. Manchmal ist es ein gutes Zeichen, wenn es keine Schlagzeilen gibt.

Es war hilfreich, dass es im Kongo schon öfter Ebola-Ausbrüche gab. Die Behörden dort sind tendenziell chaotisch und das Gesundheitswesen ist überfordert. Es kennt sich aber mit Ebola-Risiken aus. Die Krankheit wurde hier zum ersten Mal diagnostiziert und trägt den Namen eines Flusses. Der Arzt Jean-Jacques Muyembe, der an der historischen Erstdiagnose beteiligt war, sagte der BBC im Mai zuversichtlich: „Wir beenden diesen Ebola-Ausbruch so schnell wie möglich.“

Auch medizinischer Fortschritt hat geholfen. Es gibt ein innovatives Impfmittel. Die WHO hat es in Kooperation mit örtlichen Ämtern, UNICEF, Ärzte ohne Grenzen und der Impfallianz Gavi verwendet. Die Partner verfolgten dabei ein ungewöhnliches Konzept: Sie versuchten nicht, die Bevölkerung generell zu immunisieren, sondern nur die Menschen, die Kontakt mit Patienten hatten. Diese „Ring“-Strategie war aus mehreren Gründen sinnvoll:

  • Es ging darum, die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen.
  • Die Vorräte des Impfstoffs waren begrenzt.
  • Die klinischen Tests waren nicht abgeschlossen und Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Dennoch waren die Impfungen zu verantworten, denn eine Ebola-Infektion verläuft oft tödlich und wäre sicherlich gefährlicher gewesen.

Nature, die angesehene wissenschaftliche Zeitschrift, berichtete zudem vom Einsatz eines neuen gentechnischen Diagnosemittels. Früher dauerte es Tage, bis das Ergebnis einer Ebola-Untersuchung feststand. Heute gibt das Labor innerhalb von Stunden Bescheid.

Dass es jetzt keine Probleme mehr geben wird, kann selbstverständlich niemand garantieren. WHO-Sprecher Tarik Jasarevic warnte im Juni, eine einzige Neuinfektion könne zu einer schnell eskalierenden Krise führen. Es sei nötig, die Lage aufmerksam zu beobachten. Er riet zu Vorsicht.

Das stimmt – Vorsicht ist bei einer Krankheit wie Ebola immer nötig. Dennoch ist ermutigend, was im Kongo geschehen ist. Örtliche und internationale Organisationen haben kompetent gehandelt und sich dabei wissenschaftlichen Fortschritt zunutze gemacht.

Anfang August gab es dann neue Ebola-Meldungen - aber diesmal aus der Gegend um Goma, ganz im Osten des Landes. Die offiziellen Angaben, dass dieser Ausbruch nichts mit dem in Mbandaka zu tun hat, sind plausibel. Ihn in den Griff zu bekommen, dürfte schwieriger werden, denn im Osten des Kongos sind diverse Milizen aktiv und schüren immer wieder Gewalt. Probleme in Goma machen aber Erfolge in Mbandaka nicht ungeschehen - und es wäre gut, wenn die Medien diese Nachricht auch transportieren würden.


Hans Dembowski ist Chefredakteur von E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit / D+C Development and Cooperation.
euz.editor@fazit-communication.de

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