Indien

Hindu-Chauvinisten sind für brutale Gewalt bekannt

Die BJP, Indiens dominante politische Partei, gehört zu einem großen Netzwerk hinduistisch-chauvinistischer Organisationen. Es stützt sich auf anti-islamische Hetze und wird vom RSS, einer fast 100 Jahre alten rechten Kaderorganisation, gesteuert.
Polizist beobachtet, wie muslimische Geschäfte während der Krawalle von 2002 in Ahmedabad brennen.  picture-alliance/REUTERS/AMIT DAVE Polizist beobachtet, wie muslimische Geschäfte während der Krawalle von 2002 in Ahmedabad brennen.

Der RSS erkennt den Glauben indischer Muslim*innen nicht an und behauptet, deren Vorfahren seien zur Konversion vom Hinduismus gezwungen worden. Dass Menschen freiwillig zum Islam übergetreten sein könnten, wird ausgeschlossen. Während der Mogulherrschaft konvertierten jedoch vermutlich einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft aus eigenem Antrieb – entweder aus Überzeugung oder um sich am kaiserlichen Hof beliebt zu machen. Zudem ist der Islam eine eher egalitäre Religion und könnte so für Menschen aus den untersten Kasten attraktiv gewesen sein. Heute allerdings haben auch Indiens muslimische Gemeinschaften Kasten, sodass es unmöglich ist, diesem repressiven System durch Religionswechsel zu entkommen.

Der RSS ist besessen davon, muslimische Spuren in Indien zu tilgen. Er behauptet, zu lange habe das Bildungswesen die Bedeutung hinduistischer Herrscher heruntergespielt, weil nach der Unabhängigkeit säkulare, linke und marxistische Kräfte die Hindus unter ihrer Fuchtel hätten halten wollen. Seit die BJP die Bundes- und mehrere Landesregierungen stellt, gibt es den Trend, Geschichtsbücher umzuschreiben – und zwar nicht unbedingt faktentreu. In einigen steht nun fälschlicherweise, der RSS habe die Unabhängigkeitsbewegung mitgetragen.

Der RSS schürt immer wieder Gewalt. In den frühen 1990er-Jahren unterstützte er eine Kampagne zum Bau eines Hindu-Tempels an der Stelle der Babri-Moschee in Ayodhya. Für deren Bau soll das Mogulreich einen Ram-Tempel niedergerissen haben. Ende 1992 stürmte ein hindu-chauvinistischer Mob die Stadt und riss die Moschee ab. Daraufhin brachen in ganz Südasien – nicht nur in Indien, sondern auch in Pakistan und Bangladesch – tödliche Unruhen aus.
Zehn Jahre später wurde Gujarat zum Schauplatz ähnlicher Massaker. Die Gewaltorgie begann, nachdem ein Zug voller Hindu-Pilger aus Ayodhya verbrannte, was Hindu-Chauvinisten sofort den Muslim*innen anlasteten. Damals war Narendra Modi, der heutige Premierminister, Ministerpräsident dieses Bundesstaates. Er ließ der Gewalt ihren Lauf, ohne ihr ein Ende zu setzen.

Anfang 2020 kam es in Teilen Delhis zu einem mehrere Tage andauernden antimuslimischen Pogrom. Auch davon ließ sich der Regierungschef nicht aus der Ruhe bringen. Der Staatsbesuch des damaligen US-Präsidenten Donald Trump war ihm wichtiger. 

Suparna Banerjee ist Politikwissenschaftlerin und lebt in Frankfurt. 
mail.suparnabanerjee@gmail.com

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