Kriegsberichterstattung

Vertrauenswürdige Quellen

Bei der Kriegsberichterstattung stellen die Beschaffung und Verifizierung von Informa­tionen eine große Herausforderung dar. Vertrauenswürdige Quellen sind schwer zu finden, deshalb ist eine Überprüfung der Informationen besonders wichtig.
Kriegsberichterstattung bietet oft nur eine Sichtweise. Soldaten der ugandischen Armee 2012. Yannick Tylle/picture-alliance Kriegsberichterstattung bietet oft nur eine Sichtweise. Soldaten der ugandischen Armee 2012.

Die Kooperation zwischen Militär und Medien in Uganda funktioniert gut. Das hat historische Gründe. Nach gescheiterten Friedensverhandlungen zur Beendigung des Konflikts mit der Rebellengruppe Lord’s Resistance Army (LRA) hat die Armee beschlossen, eng mit den Medien zusammenzuarbeiten. Sie gründete den Radiosender „Freedom Fm“, um Rebellen und intern Vertriebene zu erreichen.

Als Kriegsreporterin in den Zeiten des Konflikts stützte ich mich zu weiten Teilen auf Informationen, die Soldaten mir zur Verfügung stellten. Journalisten hatten keinen Zugang zu den Rebellen, und deren Kollaborateuren war nicht zu trauen. Somit waren die meisten Berichte einseitig: Sie gaben nur die Perspektive der Armee wieder.

Um so fair und unabhängig wie möglich zu berichten, baute ich vertrauliche Kontakte mit einfachen Soldaten auf. Sie stellten die zuverlässigsten Quellen dar. Aus der Zentrale hingegen kamen oft Informationen, die aus strategischen Gründen manipuliert waren. Andere Quellen waren Binnenflüchtlinge, lokale Autoritäten, Sozial­arbeiter und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Manchmal konnte ich mit verletzten Rebellen in Krankenhäusern sprechen. Als weibliche Berichterstatterin hatte ich einen besonderen Zugang zu Kindersoldaten: Sie behandelten mich wie eine Mutter und vertrauten mir sensible Informationen an. Auch Vergewaltigungsopfer konnte ich als Frau leichter befragen. Mit der Verbreitung von Radio und Mobilfunkgeräten begannen die Rebellen durch ihre Sprecher aktiv selbst zu kommunizieren – aber es war nach wie vor schwierig, den Wahrheitsgehalt ihrer Informationen zu überprüfen.

Selbst wenn man den Kontakten vertraut, muss man die Fakten vor einer Veröffentlichung unbedingt prüfen. Anstatt Exklusivnachrichten nachzujagen, müssen Kriegsreporter zusammenarbeiten. Im LRA-Krieg sorgte das Mediennetzwerk für sachliche Gegennarrative und wirkte gegen Parteilichkeit, Übertreibung und Falschberichte.

Guter Journalismus reduziert Konflikte und fördert Frieden. Kriegsberichterstatter können von Medien angefachte Gewalt verhindern, indem sie die Prinzipien des Friedensjournalismus beachten und Hetzreden vermeiden. Anstelle stereotyper Zuschreibungen des „bösen Feindes“ sollten Berichte über Bemühungen zur Versöhnung, zur Beendigung von Gewalt und zum Schutz der Menschen stehen.

Trotz des guten Verhältnisses zum Militär erlebten ugandische Journalisten auch Einschüchterungsversuche und Drohungen. Einigen wurde Kollaboration mit den Rebellen vorgeworfen. Doch wir behaupteten uns und berichteten unabhängig. Mit der Zeit entwickelten sich die Medien zu einem wichtigen Instrument der Beteiligten.

Recherche in Kriegsgebieten ist gefährlich, weshalb die persönliche Sicherheit immer ein Thema ist. Ich trug zum Beispiel stets mehrere Kopien meines Ausweises bei mir. Wenn mir etwa meine Tasche weggenommen wurde, hatte ich noch eine Kopie in der Hosentasche – was zum Beispiel bei Ausgangssperren vor Folter schützen kann. Um meine Quellen zu schützen, verwendete ich Decknamen.

Weitere Empfehlungen sind:

  • niemals allein für Kriegsberichte auf Recherche zu gehen (ich war immer mit zwei oder mehr anderen Journalisten unterwegs, und wir passten aufeinander auf),
  • keine Fotos von militärischen Anlagen oder großen Brücken zu machen, ohne eine Erlaubnis dafür zu haben,
  • Redakteure über die Details der Reise zu informieren,
  • keine auffälligen Farben zu tragen – im Falle eines Hinterhalts ist man sonst das erste Ziel,
  • sich beim Auftraggeber um eine schusssichere Presse-Weste zu bemühen oder – sollte sie von der Armee zur Verfügung gestellt werden – ein ziviles Hemd darüber zu tragen,
  • mehrere Wege in das Zielgebiet und wieder heraus zu kennen und Kontakt mit lokalen Autoritäten aufzunehmen.

Als Kriegsberichterstatterin habe ich Jeans und flache Schuhe getragen, um besser laufen und auf jegliche Art von Transportmitteln aufsteigen zu können. Und ich hatte immer meine eigene Wasserflasche dabei, damit ich keine Getränke annehmen musste.


Gloria Laker Aciro leitet die Peace Journalism Foundation of East Africa. Sie lebt in Uganda.
glorialaker@gmail.com
Twitter: @GloriaLaker
Blog: www.pjfeastafrica.wordpress.com

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