Migration

Attraktive Möglichkeiten

Zuwanderer tragen als Gründer zu Veränderungen in ihrer neuen Heimat bei – und als Investoren in ihrer alten Heimat. Abwanderung von Personal aus dem Gesundheitssektor stellt viele Entwicklungsländer aber vor große Probleme.

Migranten neigen zu Unternehmsgründungen. Experten schätzen, das Menschen mit Zuwanderungsgeschichte eine von zehn Firmengründungen in Deutschland tätigen. Meist sind es Schnellimbisse, Gemüseläden oder andere kleine Dienstleistungsbetriebe. Ihr Erfolg prägt die Lebensqualität vieler Stadtteile. Mokhtar Sotoudi vom Technologie-Centrum Hannover weist darauf hin, dass so Jobs und Einkommen geschaffen. Zudem würden Kunden bedient, für die es sonst kein Angebot gebe, sodass interkultureller Austausch stattfinde.

Sotoudi berät im Auftrag der städtischen Initiative Migranten, die Firmen gründen. Er
warnt davor die geschäftlichen Aktivitäten von Migranten zu unterschätzen. Zwar seien manche gezwungen, eine Firma zu starten, weil sie keinen anderen Arbeitsplatz finden. Andere Klienten von ihm hätten aber ein solides Auskommen und strebten eine bessere Zukunft an.

Erfolgreiche Migranten stimulieren auch die Wirtschaft in ihren Heimatländern. Laut Angaben der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) gehen in Mexiko 20 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen von Auswanderern aus. In vielen Ländern sind Heimatüberweisungen ein wichtiger Faktor.

Seit einigen Jahren erkennen Entwicklungspolitiker an, dass auch die Ursprungsländer von Migration profitieren können. Zuvor wurde nur der Brain-drain gesehen – der migrationsbedingte Fachkräftemangel in armen Ländern. Solche Sorgen sind begründet. Auf den Philippinen zum Beispiel bräuchte das Gesundheitswesen 30 000 Fachkräfte mehr als es derzeit beschäftigt, aber 150 000 Krankenschwestern haben das Land verlassen. Diese Zahl nennt von Brigitte Fahrenhorst vom SID (Society for International Development). Sie ergänzt, dass Hälfte der ghanaischen Ärzte im Ausland arbeiten. Angesichts des demographischen Wandels werde die Nachfrage nach Pflegepersonal in reichen Ländern steigen.

Entwicklungsexperten argumentieren deshalb meist gegen Migration. Hans Werner Mundt, Seniorexperte der GTZ, betont dagegen, dass in den meisten Entwicklungsländern die gebildeten Eliten Interesse an Auswanderung haben. Es sei unrealistisch zu erwarten, dass sie den Brain-drain drosseln. Mundt schlägt vor, Geber sollten in Bildungseinrichtungen in Entwicklungsländern investieren, denn dort wie auch auf dem Weltmarkt herrsche große Nachfrage nach deren Absolventen. Außerdem hält er es für angebracht, qualifizierte Migranten steuerlich zu belasten, um Mittel für diesen Zweck zu mobilisieren, wie er Anfang September in Berlin bei einer Tagung über städtische Migrationspolitik der Stiftung Entwicklung und Frieden und der GTZ ausführte. (dem)

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