Coronavirus

Die Armutsrate in Uganda ist um 10 Prozentpunkte gestiegen

Schon vor der Pandemie gab es in vielen armen Ländern große Ungleichheit. Corona hat die Lage verschärft – auch in Uganda.
Ugandische Teenager bekamen im Sommer 2021 Unterricht per Radio. picture-alliance/Xinhua News Agency/Nicholas Kajoba Ugandische Teenager bekamen im Sommer 2021 Unterricht per Radio.

Im ersten Halbjahr 2021 erklärte das ugandische Finanzministerium, 28 Prozent der Ugander seien arm. Vor der Pandemie waren es 18 Prozent. Offiziell liegt die Armutsgrenze bei 1,90 Dollar Kaufkraft pro Tag und Kopf – diese Zahl legt auch die Weltbank zugrunde. Zwei Drittel aller Ugander haben laut Finanzministerium zudem aufgrund der Pandemie zumindest einen Teil ihres Einkommens eingebüßt.

Dass das passieren würde, war abzusehen. Im Juni 2020 bereitete das ugandische Büro des Entwicklungsprogramms der UN (UNDP) einen Bericht zu den Folgen des neuen Virus vor. Er ging davon aus, dass etwa 4,4 Millionen Arbeiter des informellem Sektors in extreme Armut fallen würden. Am gefährdetsten seien demnach Frauen, Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen, Jüngere sowie Ältere.

Der UNDP-Bericht prognostizierte auch, dass Tourismus, Produktion und Dienstleistungssektor überproportional betroffen sein würden. Es lässt sich schwer sagen, inwieweit die UNDP-Prognosen sich bewahrheitet haben. Berichte der Massenmedien legen aber nahe, dass die Vorhersagen zutreffen.

Ab der Jahrtausendwende bis zum Beginn der Corona-Pandemie wuchs die Wirtschaft in Ländern südlich der Sahara stark. Ugandas Bruttoinlandsprodukt stieg laut Weltbank von sechs Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 36 Milliarden im Jahr 2019. Im gleichen Zeitraum wuchs aber auch die Bevölkerung von 23 Millionen auf 44 Millionen, und nicht jeder profitierte gleichermaßen vom Wachstum. Wie auch in anderen Ländern kam besonders eine kleine Elite zu Wohlstand; viele sagen, Korruption habe eine Gruppe von Beamten begünstigt.

Schon vor der Pandemie warnte die internationale Hilfsorganisation Oxfam vor wachsender Ungleichheit in Uganda. Zen­trales Problem war und ist unfaire Landverteilung. 73 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte sind Frauen – doch sie besitzen nur sieben Prozent Land. Es gibt auch regionale Ungleichheiten. Oxfam etwa geht davon aus, dass 80 Prozent der ländlichen Haushalte schon vor Corona armutsgefährdet waren; in städtischen Gebieten 30 Prozent. Zudem ist der Norden Ugandas weit ärmer als der Süden.

Die Pandemie hat den Zugang zu Bildung erschwert. Schüler wurden heimgeschickt, und nur wer Zugang zu digitaler Technik hatte, konnte online am Unterricht teilnehmen. Natürlich spielen regionale und Geschlechterungleichheiten eine Rolle dabei, wer das Internet nutzen kann und wer nicht (siehe Ipsita Sapra auf unserer E+Z/D+C-Plattform). Unterricht übers Radio ist weniger effektiv.

Die Regierung vergab Gelder und Lebensmittelpakete an städtische Arme; die Menschen auf dem Land hatten von dieser kurzfristigen Unterstützung nichts. Um diese zu bezahlen, musste die Regierung neue Schulden machen.

Die Regierung hat zugesagt, ihre Ausgaben anders zu verteilen und mehr Gelder an Dorfgemeinschaften zu vergeben – was sich erst zeigen muss. Zugleich kündigte sie an, Staatseinnahmen zu erhöhen. Konsumausgaben werden am höchsten besteuert; das wiederum trifft arme Verbraucher besonders.

Am Beispiel Uganda spiegeln sich globale Trends wider. Die Corona-Pandemie unterstreicht die globale Ungleichheit, und die Daten zeigen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Das trifft besonders Menschen in Niedriglohnländern ohne starke Sozialsysteme – und wo Impfkampagnen entsprechend wenig geholfen haben.


Link
UNDP, 2020: Leaving no one behind: From the Covid-19 response to recovery and resilience building. Analysis of the socioeconomic impact of Covid-19 in Uganda.
https://www.ug.undp.org/content/uganda/en/home/library/un-socioeconomic-impact-report-of-covid-19-in-uganda.html


Ronald Ssegujja Ssekandi studiert Entwicklungsmanagement an der Ruhr-Universität Bochum. Der Masterstudiengang ist dem AGEP, dem deutschen Verband für Postgraduiertenprogramme mit besonderer Relevanz für Entwicklungsländer, angeschlossen.
sekandiron@gmail.com

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.

Nachhaltigkeit

Die UN-Agenda 2030 ist darauf ausgerichtet, Volkswirtschaften ökologisch nachhaltig zu transformieren.