Treibhauseffekt

Tanganjikasee: Deiche nötig

Burundi gehört zu den 20 Ländern, die weltweit am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. In den vergangenen zwei Jahren mussten zehntausende Menschen ihre Häuser verlassen, vor allem aufgrund von Überschwemmungen. Behörden und internationale Organisationen bemühen sich um humanitäre Hilfe und Prävention.
Die Ufer des Tanganjikasees sind zunehmend gefährdet. picture alliance / robertharding / Michael Runkel Die Ufer des Tanganjikasees sind zunehmend gefährdet.

Offiziellen Zahlen zufolge wurden 2020 in Burundi mehr als 44 000 und 2021 mehr als 35 000 Menschen durch Katastrophen in Folge der Klimakrise vertrieben. Rund 90 Prozent von ihnen seien im eigenen Land geblieben. Als Hauptursachen identifizierten die Behörden Hochwasser im Tanganjikasee, dem zweitgrößten See Afrikas (siehe meinen früheren Beitrag auf www.dandc.eu), und im Ruzizi, seinem wichtigsten Zufluss.

Die Binnenvertriebenen, die zwar mit Lebensmitteln versorgt werden, aber unter prekären Bedingungen leben, benötigen nun Unterkünfte außerhalb der Überschwemmungsgebiete. Hilfe erhalten sie unter anderem von der Internationalen Organisation für Migration (International Organization for Migration – IOM). Die UN-Organisation hat bisher rund 1600 Familien finanziell dabei unterstützt, ein neues Zuhause zu finden. Laut IOM gehört Burundi zu den 20 am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Ländern. Es fehle an Geld für humanitäre Hilfe.

Ein IOM-Bericht erfasst die Lebenssituation von rund 113 000 Binnenvertriebenen im Zeitraum von Januar bis November 2021. 83 Prozent von ihnen sind demnach vor Naturkatastrophen geflüchtet, darunter Erdrutsche, Starkregen, Stürme und Überschwemmungen. Der Klimawandel gilt als eine Hauptursache.

Dürre in Kirundo

Ein weiteres Problem ist die zunehmende Dürre, unter anderem in der Provinz Kirundo im Norden des Landes an der Grenze zu Ruanda. Diese Region leidet schon länger unter den Folgen der Klimakrise. Um ihnen zu begegnen, plant sie – mit Hilfe des UN-Entwicklungsprogramms UNDP – den Bau von Wasserreservoirs in der Gemeinde Busoni. Damit sollen mehr als 5000 Hektar Anbauflächen bewässert werden.

Die von der Dürre betroffenen Menschen in Kirundo helfen sich gegenseitig mit Lebensmitteln und anderen Gütern, die in Solidaritätsaktionen gesammelt werden. Um besser gewappnet zu sein, bauen sie Gemüse am Ufer des Rweru-Sees an, insbesondere rote Zwiebeln. In den vergangenen Jahren flohen die Menschen in Zeiten großer Trockenheit zum Teil nach Ruanda, das ist heute aber nicht mehr der Fall.

Wichtige Hilfe für Menschen, die von Naturkatastrophen betroffen sind, leistet das burundische Rote Kreuz. Die Organisation, die ihre Präsenz in letzter Zeit nochmals ausgebaut hat und nun in allen Gemeinden des Landes vertreten ist, kann sehr schnell erste Hilfe leisten und Menschen evakuieren.

Burundis Regierung begrüßt die Hilfe für Binnenvertriebene durch das Rote Kreuz und die IOM. Der für Katastrophenschutz zuständige Minister Gervais Ndirakobuka appelliert an andere Organisationen, ebenfalls humanitäre Hilfe zu leisten, wann immer Naturkatastrophen auftreten. Auch die Behörden greifen in solchen Fällen ein und helfen Vertriebenen beispielsweise dabei, neue Unterkünfte zu finden und unterstützen sie finanziell.

Vorbeugende Maßnahmen

Zur Prävention weiterer Überschwemmungen und zum Schutz öffentlicher Infrastruktur will Burundi einen Deich entlang des Tanganjikasees bauen. Außer dem See und seinem Hauptzufluss stellen auch zwei Flüsse eine Gefahr dar, die durch die Wirtschaftsmetropole Bujumbura fließen und Schaden anrichten, wenn sie über die Ufer treten.

Die meisten Flüsse entspringen in den Bergen, und die Regierung empfiehlt Management entlang des Verlaufs. Auch gilt die Stabilisierung der Flussufer mit Hilfe von Weltbank und UNDP als wichtige Präventionsmaßnahme. Sinnvoll ist zudem die Ausweisung von Risikogebieten. Wie ein Ministerialbeamter erklärt, würde ein Ort wie Gatumba, das direkt am See liegt und seit 2020 schwer von Überschwemmungen getroffen wurde, heute nicht mehr als bewohnbar eingestuft werden.

Der Bauingenieur Marc Rugerinyange fordert, beim Bauen an Hängen die Vorschriften einzuhalten, um Katastrophen zu vermeiden. Seiner Meinung nach muss „wildes Bauen“ verhindert werden. In Bezug auf den See und die Flüsse, die über die Ufer treten und menschliches Leid sowie Sachschäden verursachen, empfiehlt er eine dringende Kartierung der gefährdeten Gebiete und schnelles Handeln, bevor die Regenzeit im September zu weiteren Schäden führt.


Mireille Kanyange ist Journalistin und arbeitet bei Radio Isanganiro in Burundi.
mika.kanyange@gmail.com

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