Lieferketten

Verbände bremsen das Textilbündnis aus

Nach dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch 2013 rief der damalige Bundesentwicklungsminister Gerd Müller 2014 das „Bündnis für nachhaltige Textilien“ ins Leben, kurz Textilbündnis (TB) genannt.
Versammlung des Textilbündnisses 2016 mit dem damaligen Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (zweiter von rechts). picture alliance / photothek / Thomas Trutschel Versammlung des Textilbündnisses 2016 mit dem damaligen Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (zweiter von rechts).

Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sollten gemeinsam die sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedingungen in der Textilproduktion verbessern (siehe Beitrag von Gerd Müller auf www.dandc.eu). Das TB ist eine sogenannte Multi-Stakeholder-Initiative mit mehr als 120 Mitgliedern, darunter mehr als 70 Bekleidungsunternehmen, diverse Verbände, drei Bundesministerien sowie zivilgesellschaftliche Organisationen wie FEMNET.

Jedes einzelne Mitgliedsunternehmen im TB zeigt derzeit alle zwei Jahre in einem umfassenden Reviewprozess, wie es seiner Sorgfaltspflicht in der gesamten Lieferkette nachkommt. Hierzu macht es einen Bericht öffentlich, die sogenannte Roadmap. Eine Auswertung der Angaben der Unternehmen in ihrer Roadmap zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz von FEMNET zeigt, dass viele Unternehmen beim Thema geschlechtsspezifische Gewalt noch sehr am Anfang stehen. Sieben Jahre Textilbündnis haben hier noch nicht zu flächendeckend umgesetzten Maßnahmen geführt, die das Risiko wirksam beheben würden.

Darüber hinaus entwickelt das Bündnis in den Produktionsländern verschiedene Initiativen zu sozialen und ökologischen Themen. Beispielsweise initiierte FEMNET im indischen Bundesstaat Tamil Nadu ein Projekt, um die sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen von Mädchen und jungen Frauen in den Spinnereien zu verbessern. Beteiligt sind die Unternehmen Tchibo, Otto, KiK und Hugo Boss sowie das BMZ (Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).

Trotz kleiner Erfolge sind die Fortschritte im TB insgesamt mager: Noch immer wird in keinem Produktionsland annäherungsweise ein existenzsichernder Lohn gezahlt (siehe Haupttext). Von den  Mitgliedsunternehmen beteiligen sich gerade einmal 13 an einer Initiative zu höheren Löhnen. Nur 25 legen derzeit ihre Lieferkette offen. Auch eine Messung, wie gut das Bündnis wirkt, scheiterte an mangelnder Beteiligung.

Sollte das Textilbündnis weiter bestehen, muss es vor Ort mehr Wirkung zeigen.
 

Link
Unternehmensberichte im Textilbündnis:
www.textilbuendnis.com/berichte


Gisela Burckhardt ist Vorstandsvorsitzende der zivilgesellschaftlichen Organisation FEMNET, die sich für die Rechte von Frauen im Textilsektor einsetzt.
gisela.burckhardt@femnet.de

 

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